
Eine meiner vielen Wanderungen führt mich einen Waldweg entlang, Richtung Simonshofen. Um den Weg auch für landwirtschaftliche Großgeräte nutzen zu können, wurde er befestigt. Das dazu verwendete Material scheint ein geschreddertes Haus zu sein. Eine bunte Vielfalt an verschiedengroßer farbiger Gesteinsbrocken. Leider finden sich auch scharfkantige Fliesenstücke und Porzellan darunter. Zum Leidwesen der Waldbewohner, die sich an den messerscharfen Teilen schlimme Verletzungen zuziehen können. Goya, mein Hund und treuer Begleiter, geht jedenfalls immer recht vorsichtig über besagten Weg.
Wenn man so durch die Wälder streift, schweifen manchmal die Gedanken in ungeahnte Richtungen auseinander. Ein mitunter nicht unangenehmer Zustand.
So komme ich hier jedes Mal ins Grübeln, wer wohl in dem Haus gelebt hat, über das ich gerade hinweg laufe? Wo stand es einmal? War es eine Laufer Villa, oder ein kleines Häuschen in einer der Handwerkersiedlungen? Wer wurde wohl darin geboren? Wer ist darin verstorben? Wie viele Generationen hatten hier wohl ein Dach über dem Kopf. Und warum musste es weichen?
Offensichtlich war beim Abriss große Eile geboten, denn selbst die Gummidichtung der Toilettenschüssel kam im Wald zu liegen. Neben Scherben eines Spiegels und dem Henkel einer Kaffeetasse. Nur Glassplitter sind selten zu erkennen. Waren die Erben froh, dass es endlich wegkam und ein Neubau langsam Gestalt annimmt. Ich werde es wohl nie ergründen. Heute führte mich mein Weg wieder über diese Steine. Meine Gedanken und meine Fragen blieben bislang unbeantwortet. Und so wird es wohl auch bleiben. Egal wie oft ich hier gehe. So bleibt mir nur der Wunsch und die Hoffnung, dass die Bewohner zufrieden waren und viel Freude mit dem Haus hatten, über das ich gerade laufe.
